Isländische Weihnachtstradition – die Jólabókaflóð

Während Bücher in der ganzen Welt ein beliebtes Weihnachtsgeschenk sind, ist es in Island Tradition, dass eine Vielzahl literarischer Neuerscheinungen in den Wochen vor  Weihnachten erscheint –  die Jólabókaflóð. Die erhaltenen Bücher werden von den Isländern auch sofort an den Feiertagen gelesen. Da in Island die Geschenke wie in Deutschland an Heiligabend ausgetauscht werden, wird die Heilige Nacht landesweit lesend verbracht. Und so entsteht vor dem inneren Auge ein wahrhaft romantisches Bild einer lesenden Nation unterm Weihnachtsbaum, während vor der Tür möglicherweise ein Schneesturm tobt und Eisblumen die Fenster verzieren. Dabei bleibt man am ersten Feiertag gern im Schlafanzug und isst nebenbei Schokolade. Eine schöne Vorstellung.

Weltweit gab es in den letzten Jahren einen regelrechten Boom, diese charmante Tradition nachzuahmen. Nicht zuletzt sicherlich auch, um die Verlagswirtschaft und den Buchhandel zu unterstützen. So gibt es beispielsweise in England eine gemeinnützige Organisation, die sich um die weltweite Verbreitung dieser schönen Idee bemüht. Auch in Deutschland gab es 2017 erstmalig eine gemeinsame Initiative verschiedener Akteure der Buchbranche, unterstützt von der isländischen Botschaft sowie der isländischen Bestsellerkrimiautorin Yrsa Sigurðardóttir, um die Bücherflut bei uns zu etablieren.

Laut einer Studie der Bifröst University im Jahr 2013 verschlingt die Hälfte der Einwohner des Landes mehr als acht Bücher pro Jahr. Die isländische Autorin Gerður Kristný beschreibt die nachhaltige Wirkung der Weihnachtstradition mit den Worten: „Nichts hat mich besser auf das Leben vorbereitet als die Bücher, die ich als Kind gelesen habe.“ Soffía Magnúsdóttir, eine junge Psychologin aus Hafnarfjörður, kommentiert die anhaltende Attraktivität der Tradition in Zeiten fortschreitender Digitalisierung so: „Wir sind eine kleine Nation mit einem großen Herz für Bücher.“

Foto: Heiderose Gerberding

 

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